OBS Studio Arbeitsplatz

Bewahren was digital bleibt – Spuren liebevoll, klar und bewusst hinterlassen.

Mutter Kind Buch lesen zusammen Digital Erbe

Mama, wer war Oma eigentlich? 

Es war ein ganz normaler Nachmittag.
Der Regen prasselte ans Fenster, und Mia, 8 Jahre alt, blätterte in einem alten Fotoalbum, das nach Papier und Geheimnissen roch.
Auf einem vergilbten Bild: eine Frau mit strahlenden Augen und einem Hut, der zu groß wirkte.

„Mama, wer war das?“
„Das ist deine Oma. Sie war klug, hatte ihren eigenen Kopf – und konnte den besten Apfelkuchen der Welt backen.“

Mia dachte kurz nach. Dann fragte sie:
„Was hat sie im Internet gemacht? Hatte sie eine Seite? Oder Videos? Gibt’s irgendwas von ihr?“

Die Mutter schluckte.
Es war still im Raum.
„Nein, Mia. Es gibt fast nichts Digitales von ihr. Nur ein paar alte E-Mails und ein Foto auf Papas altem USB-Stick. Den haben wir irgendwo verlegt …“

Mia schaute wieder auf das Bild.
„Schade“, sagte sie leise.

Aufnahme mit OBS Studio

Lerne die Möglichkeiten kennen

Mia war hartnäckig.
Zwei Tage später fragte sie wieder:
„Mama, aber warum gibt’s denn nichts von Oma? Die war doch so klug, hat sie nie was gespeichert?“

„Doch, klar“, antwortete die Mutter, „sie hatte einen Laptop, viele Mails, sogar ein E-Book geschrieben. Aber niemand wusste, wo das alles geblieben ist. Sie hatte nie aufgeschrieben, wo ihre Sachen liegen. Kein Passwortbuch, kein digitaler Plan.“

Mia runzelte die Stirn.
„Also ist alles weg? Einfach weg?“

Die Mutter seufzte.
„Ein Teil von ihr, ja.“

Dabei wäre es so einfach gewesen.

Wer heute ein digitales Erbe hinterlassen will, braucht kein Informatikstudium.
Ein paar bewusste Schritte reichen:

  • Eine einfache Übersicht: Was habe ich – und wo liegt es?
  • Eine digitale Schatzkarte: Zugangsdaten, Accounts, Cloud-Speicher, Geräte.
  • Eine Vertrauensperson: Wer darf im Fall der Fälle handeln?
  • Und, wenn du magst, ein paar persönliche Worte in einem kleinen Video, das bleibt.

Digitale Ordnung ist Fürsorge. Für die, die nach dir kommen.

Digital Erbe Backen Mutter und Kind

Was ist dein Vermächtnis?

Ein paar Wochen später saßen Mia und ihre Mama am Küchentisch.
Diesmal war das Thema: Omas Rezept für Apfelkuchen.
Die Mutter kramte in einer Schublade, kein Zettel, kein Dokument. Nur eine vage Erinnerung.

„Weißt du, Mia“, sagte sie leise,
„ich hätte so gern ein Video von ihr gehabt. Wie sie backt. Wie sie lacht.
Oder eine Sprachnachricht. Nur ein paar Sekunden. Ihre Stimme.“

Dein Vermächtnis sind nicht nur große Taten.
Es sind die kleinen Dinge, die bleiben:

  • Die Playlist, die du immer beim Spazieren gehört hast.
  • Die Anleitung, wie du deinen Lieblingskuchen gebacken hast.
  • Deine Gedanken zu einem Buch, das dich berührt hat.
  • Die Struktur deines digitalen Lebens, die du bewusst übergeben kannst.

Es ist kein Testament.
Es ist ein Echo.

Kind haelt Blatt mit 3 Begriffen Youtube Minecraft Hamsterbild Digital Erbe

Warte nicht länger!

Mia war wieder da. Diesmal mit einem Blatt Papier.
Darauf stand:
„Mein Digitales Erbe (wenn ich mal alt bin!)“
Mit 8 Jahren.
Sie hatte YouTube, ihren Minecraft-Account und ein Bild von ihrem Hamster notiert.

„Mama, ich will nicht, dass das alles verloren geht. Ich will das mal meiner Tochter zeigen.“

Die Mutter lächelte.
„Dann fangen wir jetzt gemeinsam an.“

Was heute noch wie „zu früh“ wirkt,
ist morgen vielleicht zu spät.
Aber es ist nie zu früh, um zu beginnen.

Warte nicht, bis du perfekt vorbereitet bist.
Mach einfach den ersten Schritt:
Sammle. Sortiere. Entscheide. Übergib.

Dein digitales Erbe ist keine Last –
es ist ein Geschenk.

Häufig gestellte Fragen zum Digitalen Erbe

Was gehört alles zum digitalen Erbe?

Das digitale Erbe umfasst sämtliche digitalen Spuren und Besitztümer, die eine Person im Internet und auf digitalen Geräten hinterlässt. Dazu zählen:

  • E-Mail-Konten (z. B. Gmail, GMX)
  • Social-Media-Profile (Facebook, Instagram, X/Twitter, LinkedIn)
  • Cloud-Speicher (Google Drive, Dropbox)
  • Digitale Abonnements (Netflix, Spotify, Zeitungen)
  • Online-Banking, PayPal, Kryptowährungen
  • Online-Shops und Kundenkonten (Amazon, eBay)
  • Persönliche Daten wie Fotos, Videos, Dokumente auf Geräten oder online
  • Webseiten, Blogs, digitale Projekte

Beispiel: Wer regelmäßig online einkauft, hat meist mehrere Kundenkonten bei Versandhäusern wie Amazon oder OTTO, die nach dem Tod nicht automatisch gelöscht werden.

Wer erbt das digitale Erbe und wie ist der Zugang geregelt?

Rechtlich gehört das digitale Erbe zur Gesamtrechtsnachfolge. Das bedeutet, Erben übernehmen grundsätzlich alle Rechte und Pflichten, auch für digitale Konten und Verträge. Allerdings erhalten sie nicht automatisch Zugang zu allen Accounts – oft sind zusätzliche Nachweise (Sterbeurkunde, Erbnachweis) und die Einhaltung der Plattformrichtlinien nötig.

  • Nach deutschem Recht (z. B. BGH-Urteil zu Facebook) haben Erben grundsätzlich Anspruch auf Zugang zu digitalen Konten.
  • Viele Plattformen (z. B. Apple, Google) haben eigene Verfahren für den Nachlasszugang; teils werden Gedenkzustände eingerichtet oder Konten gelöscht.

Beispiel: Nach dem Tod eines Familienmitglieds kann die Tochter mit Erbnachweis und Sterbeurkunde den Zugang zu dessen Facebook-Konto beantragen oder es in einen Gedenkzustand versetzen lassen.

Was sollte ich zu Lebzeiten regeln, um mein digitales Erbe zu sichern?

Um Angehörigen die Verwaltung zu erleichtern, empfiehlt sich:

  • Eine Liste aller wichtigen Konten, Geräte und Passwörter anfertigen (z. B. auf einem verschlüsselten USB-Stick)
  • Eine Vollmacht für den digitalen Nachlass ausstellen, die auch über den Tod hinaus gilt
  • Im Testament oder einer separaten Verfügung festlegen, was mit den Konten geschehen soll (z. B. löschen, Gedenkzustand, Übertragung)

Beispiel: Ein Vater hinterlegt eine Liste seiner wichtigsten Online-Konten und Zugangsdaten in einem Tresor und bestimmt im Testament, dass sein Sohn diese nach seinem Tod verwalten darf.

Was passiert mit Abonnements, Online-Verträgen und digitalen Guthaben nach dem Tod?

Digitale Abos (Streaming, Software), Online-Bankkonten, PayPal oder Guthaben bei Online-Shops enden nicht automatisch mit dem Tod. Sie müssen aktiv von den Erben gekündigt oder übertragen werden. Offene Rechnungen und laufende Verträge gehen auf die Erben über, ebenso wie Guthaben oder digitale Vermögenswerte (z. B. Bitcoins).

Beispiel: Die Erben eines Verstorbenen kündigen dessen Netflix- und Spotify-Abos, lösen das Guthaben auf seinem PayPal-Konto auf und übertragen es auf das Nachlasskonto.

Wie finde ich heraus, welche digitalen Spuren und Konten ein Verstorbener hinterlassen hat?

Oft wissen Angehörige nicht, wo überall Konten existieren. Hilfreich sind:

  • Durchsicht von Unterlagen, E-Mails, Browser-Lesezeichen und Apps
  • Nutzung von Passwortmanagern, falls vorhanden
  • Kontaktaufnahme mit häufig genutzten Plattformen (z. B. E-Mail-Provider, soziale Netzwerke)
  • Im Zweifel können spezialisierte Dienstleister helfen, digitale Spuren aufzuspüren

Beispiel: Nach dem Tod der Großmutter durchsucht die Familie deren Laptop und findet gespeicherte Passwörter zu E-Mail-Konten und Online-Shops. Sie beantragen bei den Anbietern die Löschung der Konten.